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40 Jahre Rundfunkverträge

 

Präsentation der 40 Jahre alten Rundfunkverträge vorne von links nach rechts: Birgit Spanner-Ulmer, Direktorin Produktion und Technik Bayerischer Rundfunk, Alexander Wrabetz, Generaldirektor ORF, die Landeshauptleute Günther Platter und Arno Kompatscher, Thomas Saner, Leiter Programmdistribution SRF und Gottfried Langenstein, Direktor Satellitenprogramme ZDF. Dahinter die RAS-Spitze: Direktor Georg Plattner, Präsident Rudi Gamper, technischer Leiter Johann Silbernagl und Verwaltungsdirektor Fabio Covelli.
Das Jahr 1974 war der Abschluss und zugleich Höhepunkt eines langen, teilweise mühevollen, aber stets mit Begeisterung gegangenen Weges für die Versorgung der deutschen und ladinischen Minderheit in Südtirol mit Fernseh- und Radioprogrammen aus dem benachbarten Kulturraum.
Ein wichtiger Tag für viele Menschen dieses Landes. Dazu hat uns das ORF-Studio Bozen einen Beitrag zur Verfügung gestellt, der dann – ergänzt durch Bilder der heutigen Feier – im ORF ausgestrahlt wird. Der Beitrag führt uns 40 Jahre zurück.
Ich muss gleich bei den Durchführungsbestimmungen 1973 einhaken, um zu beweisen, wie weitsichtig und raffiniert damals formuliert wurde: da steht der Satz, dass der zeitgleiche Empfang der ausländischen Hörfunk- und Fernsehsendungen mittels – Zitat – „mittels Verwendung jeglichen technischen Mittels“ ermöglicht wird. Dieser Passus hat uns sehr geholfen. z.B. vor wenigen Jahren für einen reibungslosen Übergang vom Analogen zum Digitalen. In Zukunft wird es bei der neuen Technologie DVB-T2
Der Film hat es kurz angedeutet: Der Anfang liegt nicht nur 40 Jahre, sondern über ein halbes Jahrhundert zurück. Ich versuche, diese Jahre bis zur Unterschrift der Verträge ein bisschen ausführlicher zu skizzieren.
In Abwandlung des biblischen Satzes „Im Anfang war das Wort“, könnte man sagen: „Am Anfang war die Begeisterung“. Denn der vor kurzem verstorbene, langjährige Präsident der RAS, Helmuth Hendrich, formulierte es so: „Der Anfang war sehr oft mehr eine alpine, als eine technische Leistung, wenn ein Paar Unentwegte in verschiedenen Gebieten Südtirols einen Fernsehapparat auf den Rücken packten und ein paar Antennen unter den Arm und auf Signalsuche in die Berge gingen“. Man wollte ein abendfüllendes deutsches Fernsehprogramm nach Südtirol bringen.
Auf Bäumen und primitiven Masten wurden Antennen und Sendegeräte montiert, und für den notwendigen Strom mussten Kabel mühevoll – im wahrsten Sinne des Wortens – „über Stock und Stein“ vom Tal zu den Anlagen auf dem Berg gelegt werden.
Besonderen Einsatz zeigen in den späten 50er Jahren Sepp Haller in Sterzing, Rudi Kirchler in Bruneck, Erich Mair in Schlanders, Helmut Schäfer in Bozen, Helmuth Hendrich in Meran – um nur einige zu nennen.
So manche Anlage wird auch beschlagnahmt.
Im Februar 1966 nimmt die RAI die Ausstrahlung von Fernsehsendungen in deutscher Sprache auf: Jeden Tag ein Nachrichtendienst und ein kurzer Filmbeitrag. Zweifelsohne ein kultureller Meilenstein in der Geschichte Südtirols Die Bemühungen, deutschsprachige Fernsehprogramme aus dem Ausland nach Südtirol zu holen, gehen aber trotzdem unvermindert weiter.
Im April 1970 startet die SVP-Landesjugendleitung eine Unterschriftenaktion zur Fernsehfrage; sie sammelt 30.000 Unterschriften. Als Folge dieser spektakulären Aktion setzt die SVP-Führung ein eigenes Komitee von Politikern, Juristen und Technikern für eine einheitliche Vorgangsweise ein. Da waren die Senatoren Brugger und Volgger, Abg. Riz, Landesrat Benedikter, Rechtsanwalt Dubis, die Techniker Haller, Hendrich, Kofler, Mair, Schäfer und der Landessekretär der SVP-Jugend Klaus Gruber. Der ja dann auch der erste Direktor der Südtiroler Rundfunkanstalt RAS werden sollte. Er ist heute bei uns, daher ein besonderer Dank.
Im selben Jahr 1970 beauftragt Sen. Peter Brugger eine Dreiergruppe mit der Erstellung einer Machbarkeitsstudie für ein neues Netz in Südtirol. Vorgabe: Der Empfang der ausländischen Programme darf nicht internationale Konventionen verletzen oder andere Kanäle stören und er darf nicht das RAI-Monopol beeinträchtigen. Die Gruppe besteht aus Rechtsanwalt Klaus Dubis und den beiden Technikern Helmuth Hendrich und Ing. Helmut Schäfer. Diese Dreiergruppe wird fortan eine wichtige Rolle für dieses Kulturprojekt spielen. Auch Helmut Schäfer ist in unserer Mitte. Daher Dank und Anerkennung.
Bereits fünf Monate später liegt ein 82-seitiges Gutachten vor. Es zeigt die Machbarkeit des Anliegens auf; Kostenpunkt 2 Milliarden Lire.
Inzwischen hat die private Initiative nicht geschlafen. Aus Zeitungsartikeln des Jahres 1971 ersieht man, dass bereits in verschiedenen Teilen Südtirols die Programme der vier hier anwesenden Rundfunkanstalten gesehen werden konnten. Dazu hatten private Techniker beinahe 300 Anlagen in zum Teil unwegsamem Gelände installiert.
Und hier muss auch gesagt werden, dass das Postministerium und auch die RAI als Monopolist, obwohl bestens informiert, diesen „Schwarzempfang“ großzügig tolerierte.
Am 20. Januar 1972 dann das große und entscheidende Ereignis: Das Neue Autonomie-Statut tritt in Kraft. Im Dekret Nr. 670 des Präsidenten der Republik lesen wir unter Art.8, Punkt 4, dass für „örtliche künstlerische, kulturelle und bildende Veranstaltungen in der Provinz Bozen auch Hörfunk und Fernsehen verwendet werden können“.
Im März 1973 verlangen der Landeshauptmann-Stellvertreter Benedikter und der Abgeordnete zum römischen Parlament Riz die Aufnahme der Fernsehfrage auf die Tagesordnung der 6er Kommission. Die 6er Kommission war ja für die Durchführung des Autonomiestatuts in Südtirol zuständig. Benedikter legt wenige Tage später der Kommission einen Entwurf der Durchführungsbestimmung samt Gutachten des Fernseh-Expertenteams vor. Und zwei Monate später genehmigt die Regierung Andreotti tatsächlich die vorgeschlagene Durchführungsbestimmung.
U.a. wird die Provinz Bozen auch ermächtigt, zur Errichtung eines Netzes bereits bestehende private Anlagen zu erwerben. Im Februar 1974 unterzeichnen 101 Besitzer die Kaufverträge für 286 Anlagen, die somit in den Besitz des Landes übergehen.
Die Gespräche mit den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten für die kostenlose Zurverfügungstellung ihre Programme werden nun intensiviert. Die Reihenfolge der Gespräche erfolgt nach der Größe des Versorgungsbereichs.
Und so unterzeichnen am 18. Januar 1974 LH Silvius Magnago und Generalintendant Gerd Bacher für den ORF und Justitiar Ernst Fuhr für das ZDF die Verträge zur Verbreitung der Rundfunkprogramme.
Am 27. Februar folgt die Unterzeichnung des Vertrages mit der ARD und am 8. April mit der SRG. Alle vier Rundfunkanstalten überlassen Südtirol ihre Programme kostenlos.
Nun beginnen die Verhandlungen mit dem Postministerium für die Bereitstellung der Frequenzen. Rom ist weit weg, und für die dortigen Beamten und Techniker sind Begriffe wie Pariser Abkommen, Autonomiestatut usw. doch irgendwie Fremdwörter. Trotzdem kommt man zu einem gemeinsamen Protokoll für die Erstellung des technischen Plans.
Und ebenfalls vor genau 40 Jahren wird mit der Generaldirektion der RAI vereinbart, dass die Provinz Bozen die bestehenden Infrastrukturen der RAI benützen darf – und umgekehrt auch die RAI die Anlagen des Landes Südtirol. So kann zeit- und kostensparend gearbeitet werden. Dank daher an die anwesenden Vertreter der RAI Bozen: Direktor Longati, Koordinator Perwanger, Chefredakteur Mayr für die stets gute und unkomplizierte Zusammenarbeit.
Am 10. Januar 1975 genehmigt der Südtiroler Landtag den Landesgesetzentwurf zur Errichtung der Rundfunkanstalt RAS. Doch eines ist klar: Ohne die Zustimmung für die kostenlose Überlassung der Programme der vier öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ORF, ARD, ZDF und SRG gäbe es auch keine RAS.
Diese Tatsache soll auch die Wichtigkeit der heutigen Feier unterstreichen. Eine Feier, die – und das möchte ich hervorheben – die die 40 Jahr-Feier der RAS im nächsten Jahr bereits heuer miteinschließt. Das hier ist sozusagen eine Doppelfeier.
Mittlerweile verfügt die RAS über 1000 Sendeanlagen und überträgt 18 Fernseh- und 20 Radioprogramme aus dem deutsch- und ladinischsprachigen Raum. Das Tätigkeitsfeld der RAS hat sich gerade in den letzten Jahren sehr vergrößert: Dazu kommt die Errichtung von neuen Sendestandorten nicht nur für den Rundfunk und für Funkdienste, sondern vor allem für die immer wichtigere Telefonie, dann der Ausbau von Breitband mit Glasfaser in ganz Südtirol und das Digital-Radio.
Und hier besteht der etwas utopisch anmutende Plan für den ununterbrochenen Empfang von Digital-Radio-Programmen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien auf der Achse Kufstein-Gardasee. Ein grenzüberschreitendes Euregio-Projekt.
Die Arbeit wird also nicht ausgehen. Aber das junge und motivierte RAS-Team freut sich auf alle diese Aufgaben.
Verehrte Damen und Herrn! Mein Rück- und Ausblick endet mit einem aufrichtigen Dank an die Vertreter der vier Rundfunkanstalten für ihr großzügiges Entgegenkommen vor 40 Jahren und für die hervorragende Zusammenarbeit bis auf den heutigen Tag.
Sie endet aber auch mit einer Verneigung vor all jenen Menschen, die damals mit Beharrlichkeit, innovativer Kompetenz und diplomatischem Fingerspitzengefühl Hörfunk- und Fernsehsendungen aus dem deutschen und ladinischen Kulturraum nach Südtirol holten.
Der Plan wurde damals von vielen Südtirolern als Utopie abgetan.
Schön ist es, dass diese Utopie Wirklichkeit geworden ist.
RG
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